Und dann, nach Tagen des schönen Faulenzens wollen wir noch mal in die Provence, Lavendelfelder sehen und riechen, den Ventoux erklimmen und die etwas andere Landschaft genießen...
Auf geht es wie immer sehr früh, aber diesmal über die Autobahn, weil wir nicht in Les Baux frühstücken wollen sondern in Carpentras. Diesmal parken wir direkt auf dem großen gebührenfreien Parkplatz und laufen in Richtung unseres Zieles, wobei wir wieder andere nette Dinge sehen.
Dieser Himmel...
Hier wird gerade der "Espace fraîcheur intense" aufgebaut.
Wir wollen frühstücken, diesmal haben wir es nicht, wie sonst, unterhalb von Les Baux de Provence gemacht, sondern wir wollen hier gemütlich sitzen, in der Pâtisserie Martichon.
Hier treffen wir alle, Mama, Papa und Bruder von Christophe.
Und natürlich gönnen wir uns für später, diesmal zwei, umwerfend köstliche "Gâteaux Maé" und natürlich auch Baguettes für unser Picknick auf dem Mont Ventoux.
Ich bin sehr beruhigt, denn die Baguettes, die ich so backe, sehen auch immer so ungleichmäßig aus. :-)
Nach dem Frühstück fahren wir weiter in Richtung Bédoin. Immer wieder finde ich unterwegs sehenswerte Gebäude...
Und die Landschaft ist sowieso schön.
Bédoin liegt auf der Südseite des Mont Ventoux und wir sind hier schon durch gefahren, was ich sehr schade fand. Also habe ich "bestimmt", dass wir dieses Mal den Ort erkunden.
Bédoin und der Mont Ventoux...
Wir finden einen Parkplatz bei dieser kleinen Kapelle, La Chapelle Notre-Dame de Becaras, und machen uns zu Fuß auf den Weg in den Ort.
Von hier aus hat man schon mal einen schönen Blick auf die Kirche "St-Pierre de Bédoin"
Obwohl natürlich viele Touristen hierher kommen, lebt der Ort auch heute noch hauptsächlich von der Landwirtschaft, Wein und Spargel wird hier angebaut.
Das Schild eines Notars, das Zeichen erschien wohl erstmals im frühen fünfzehnten Jahrhundert. Das erleichtert natürlich die Suche.
Nein keine Mimose sondern eine Albizia.
Wir kommen zu einem hübschen Platz, der aber ziemlich leer ist, da er nicht an der Hauptstraße liegt und so von den Touristen nicht entdeckt wird.
Und wie überall im Süden, findet man auch hier prachtvolle, gepflegte Blumenarrangements, die trotz der Sonne und der Hitze so wundervoll blühen. Es gibt Menschen die ganz früh aufstehen und dafür sorgen dass es so ist.
Es ist ein typischer Ort, mit engen Gassen und schönen, zumindest von außen, Häusern, aber um all das zu sehen, muss man eben mal ein paar Meter gehen...
Nachdem wir eine Karte im OT geholt haben, begeben wir uns auf den Weg nach oben zur Kirche, die wir sonst immer nur von weitem gesehen haben.
Es ist jetzt um 11 Uhr schon schön warm, und obwohl wir nur ca. 10 Minuten vom Ortskern entfernt sind, begegnen uns nur noch vereinzelt Menschen. Die einen sitzen gemütlich in einem Café, die anderen quälen sich schon den Berg hinauf...
Wir sind noch nicht ganz oben und können doch schon den Blick auf den Mont Ventoux genießen.
Im Mittelalter war Bédoin ein befestigtes Dorf unter der Herrschaft des Grafen von Toulouse, allerdings blieb es weder von den Religionskriegen noch von den großen Epidemien, wie der Pest, verschont. Im 17. und 18. Jahrhundert erleben der Wein- und der Olivenanbau einen wahren Boom. Das Dorf zieht auch seinen Nutzen aus dem Schnee und exportiert die wertvollen Inhalte seiner Eiskeller bis nach Marseille und Montpellier. Zur Zeit der Revolution lebten hier genauso viele Menschen wie heute.
1791 wird das bis dahin päpstliches Land, zu dem auch Bédoin gehört, mit Frankreich verbunden. Es wurde vermutet, dass sich die Gemeinde gegen die Revolutionäre stellte und ein Unterschlupf für fahnenflüchte Priester und Royalisten ist. Das Fällen des "Baumes der Freiheit" am 1. Mai 1794 goss Öl ins Feuer. Der Vertreter der revolutionären Regierung forderte von der Stadtverwaltung die Schuldigen anzuzeigen, da dieses nicht geschieht werden 63 Menschen zum Tode verurteilt. Bédoin wird niedergebrannt und vernichtet. Ein Jahr später wird die Gemeinde rehabilitiert.
Im 19. Jahrhundert, das viel ruhiger ist, ist die Zeit des Wiederaufbaus. Wesentliche Vorgänge werden durchgeführt, wie zum Beispiel den Bau der Verbindungsstraße zwischen dem Dorf auf dem Gipfel des Mont Ventoux im Jahre 1879 und der Sternwarte im Jahr 1882. Die Wirtschaft bestand damals auch hauptsächlich aus Landwirtschaft, Obst, Wein, Safran aber auch die Zucht von Seidenraupen und Schafen. Es wurde Kohle abgebaut und es gab sogar eine kleine Eisenmine. Heute verfügt Bédoin über den größten Gemeindewald Frankreichs, 6300 Ha und eine wichtige Einnahmequelle ist natürlich der Tourismus geworden.
Aber nun wieder zurück. Wir sind auf dem Hügel angekommen und finden die Kirche Saint Pierre offen.
Hier findet man die Monderne,
das Verwunschene,
aber das Verfallene...
Nach den kühlen Kirchenmauern, die irgendwie auch etwas bedrückend wirken, gehen wir noch wenig weiter hinauf.
Bald ist es geschafft.
Der Aufstieg wird mit dieser tollen Aussicht auf das Tal den Mont Ventoux belohnt.
Wir befinden uns hier auf dem Colline Saint Antonin, dieser Hügel war der zuerst bewohnte Teil des Dorfes, allerdings ist von der mittelalterlichen Burg nichts mehr übrig geblieben.
Eine kleine Abkühlung wäre jetzt ganz angenehm...
Aber wir wollen ja auch noch weiter, nämlich er ist unser Ziel, dort oben ist es sicherlich kühler als hier.
Blick auf Mormoiron, das ich, jetzt bei meinen Recherchen ganz spontan als nächstes Ziel auserkoren habe. :-)
Und noch mal der Mont Ventoux, diesmal mit Observatorium.
So schön es hier oben auch ist, wir müssen wieder runter, denn wir wollen ja weiter. Am Wegesrand finden sich allerhand hübsche Blumen...
Nach all diesen Namenlosen Gewächsen hier ein Oleander. ;-)
Noch ein Blick hinauf, ich kann nicht widerstehen, er ist einfach zu gigantisch...
Auf dem Rückweg zum Auto kommen wir wieder an der Albizia vorbei.
Und dann geht es nach oben...
Wir müssen uns nicht quälen...
Wir machen natürlich unser Picknick am gewohnten Platz und weil oben auf der Spitze so viel los ist, fahren wir gleich zum Observatorium, parken dort und gehen zu Fuß zur Spitze hinauf.
Wir kommen bei der kleinen Kapelle vorbei, die natürlich immer gerne für ein Foto posiert.
Diesmal ist innen niemand und ich kann auch hier mal ein Foto machen. Anscheinen wird hier aber regelmäßig aufgeräumt, sonst wäre es viel voller...
Wie immer überwältigt von dem Ausblick...
Schade, dass die Leute alles immer so versauen müssen. :-(
Man kann aus der Camargue manchmal den Ventoux sehen, aber die Camargue habe ich von hier aus noch nie gesehen...
Wir bewegen uns wieder nach unten zum Auto.
Man braucht hier oben nicht immer eine Jacke aber es ist immer gut feste Schuhe dabei zu haben.
Ein letzter Blick zurück und wir beschließen es war jetzt erst mal das letzte mal, dass wir hier waren. Es wird von Jahr zu Jahr voller und wir wollen ja auch noch andere Orte sehen. On verra...
Auf der Abfahrt nach Sault wird unsere Geduld allerdings auf eine harte Probe gestellt.
Schafe, überall, richtig viele...
Irgendwas ist auch das geschafft und wir werden belohnt.
Da liegt unser nächstes Ziel - Sault und ein Eis.
Aber zunächst mal müssen wir einkaufen.
Ich bekomme das was ich will, bin aber sicher, dass ich hier das letzte Mal war. Als ich hier das erste mal Lavendel und Honig kaufte, war da noch ein altes Mütterlein, aber mittlerweile ist es eine Boutique geworden und teuer obendrein. Dann kann ich auch im Ort kaufen...
Wir fahren also nach getanem Einkauf weiter nach Sault und gehen in die Stadt.
Ich glaube ich werde meinen Lavendel auch in so Kisten pflanzen, wenn ich welche finde.
Ziel der Begierde!
Wir drehen noch eine kleine Runde und essen unser Eis. Heute wird hier fleißig geboult.
Und da der Ort so klein ist, wir schon so oft hier waren und das Eis gegessen ist, machen wir uns auf den Weg Richtung Camargue...
Ich will noch schone kitschige Lavendelfeldfotos haben, aber in dem von uns angepeilten Feld steht eine Reisegesellschaft Japaner mit lustigen Schirmchen und macht Fotos, also nehmen wir ein anderes, auch mit Ventoux im Hintergrund.
Es ist auch noch nett warm draußen.
Leider ohne uns...
Wer denkt sich nur solche Farben aus!?
Ein wundervoller Tag geht dem Ende entgegen...
"Lorsque Dieu créa le soleil, la terre, les montagnes et les
eaux, et les mit en place, il constata qu’il lui restait un peu de chaque.
Il rassembla ces restes pour en faire un paradis et ainsi naquît - la Provence."