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Es war ein Tag der sehr drückend begann und es fielen auch ein paar Tropfen Regen. Kein Strandwetter, sondern Ausflugswetter. Also Café kochen, Kühltasche packen und ab geht's. Wir fuhren zunächst über eine schnuckelige schmale Straße, vorbei an der Mas Canavere (ja genau, der Reis kommt hierher), nach St. Gilles. Dort holen wir im OT erst mal einen Stadtplan. Als wir wieder raus kommen regnet es. Na so was! Wir gingen trotzdem los, der Regen war ja warm. Da wir den Ort jetzt nicht sooo ansprechend fanden gingen wir durch die schmalen Gassen hinauf zur Pilgerkirche.

Im 8. Jahrhundert trat hier, der Legende nach, der heilige Ägidius (frz. Gilles) , ein Mönch aus Athen an Land. Der Mönch hatte, nach einer Erleuchtung all sein Hab und Gut verschenkt und gelangte, dem Willen Gottes folgend, zur Rhône Mündung, wo er in einer Grotte lebte. Eines Tages suchte die Hirschkuh, die ihn mit ihrer Milch ernährte Zuflucht vor einem Verfolger. Dieser war der Sohn des westgotischen Königs Wambo. Mit einer Handbewegung wehrte der Mönch seinen Pfeil ab.

Der König war von dem Wunder so beeindruckt, dass er eine Abtei stiften wollte. St. Ägidius (Gilles) wurde nach seinem Tod in der von ihm erbauten Kirche beigesetzt. 1562 brannte während der Religionskriege die Kirche nieder, nachdem die Mönche umgebracht wurden, lediglich die Fassade ist erhalten geblieben.

Die Kirche ist schlicht und die Besichtigung dauerte nicht lange, die Krypta kann man (gegen Bezahlung) auch besichtigen, aber darauf verzichteten wir.

Das Kreuz der Camargue hängt in der Gegend wirklich überall.

Die Via Tolosa (frz. voie toulousaine), der südlichste der vier Jacobswege in Frankreich führt hier entlang und so ist natürlich auch der heilige Jacob hier vertreten.

Als wir die Kirche wieder verließen hatte es aufgehört zu regnen und wir gingen wieder Richtung Auto.

Maison Romane, angeblich das Geburtshaus von Papst Klemens IV.

Der Ort hat seine Blütezeit wohl wirklich zu einer anderen Zeit gehabt...

...wobei es aber auch ganz nette Seiten gab.

Jedenfalls fuhren wir dann auch schnell weiter. Nur wohin? Wir fuhren einfach mal Richtung Fontvieille.

Unser Weg dahin führt durch Arles-Trinquetaille und dort über diese wunderschöne Hängebrücke die die Petit Rhône überspannt.

In Fontvieille steuern wir den Parkplatz beim Spielplatz unterhalb der Moulin de Daudet an und machen erst mal ein Picknick. Da hier fast nur Pinien stehen haben wir Mühe uns beim Gesang der Zikaden zu unterhalten.

Zikaden überspringen das "Puppenstadium" und schlüpfen direkt aus der Larve.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, machten wir uns auf den kurzen Weg zur Mühle hinauf.

Landschaftlich ist es in den Alpilles wunderschön.

Die Abbaye de Montmajour sollte unser nächstes Ziel werden.

Bevor wir aber auf dem Heimweg dort hin fuhren, wollten erst noch einem unscheinbaren Hinweisschild folgen. "Aqueduc romain" stand nur darauf. Gefunden haben wir den Aqueduc de Barbegal, er liegt ca. 3 km südlich von Fontvieille. Zwei Wasserleitungen kreuzen sich dort auf einem Hügel. Die eine versorgte Arles mit Wasser aus Eygalières, die andere trieb mehrere Wassermühlen an.

Direkt daneben, das typische Bild: Olivenbäume

Am Ende der Reihe Bögen tut sich die Ebene auf:

Gedenktafel für Fernand Benoit, ein aus Avignon stammender und für die Provence sehr bedeutender Archäologe und Historiker.

Blick in die andere Richtung.

Wir waren sehr beeindruckt von einem Bauwerk, das aus dem 3.-5. Jhd. stammen muss. Und es stand einfach so in der Landschaft, ohne großen Parkplatz, ohne Postkartenladen und ohne Gebühren.

Wir fuhren zurück Richtung Arles und hielten bei der Abbaye de Montmajour, an der wir immer nur vorbei gefahren waren, weil wir entweder auf einem Hinweg oder einem Rückweg waren.

Die Kuppe des Hügels, der inmitten von Sümpfen lag, wurde schon früh als Heiligenstätte verehrt und wurde von prähistorischen Sippschaften, von Kelten und später von den Römern bewohnt. Nach der sarazenischen Invasion wurde Montmajour eine christliche Begräbnisstätte. In einer Schrift von 949 wird eine Frau erwähnt, die alles kaufte und einer christlichen Gemeinschaft zum Geschenk machte. Eine Gruppe Benediktinermönche wurde hierher geschickt um das Sumpfgebiet nutzbar zu machen, im 10 Jhd. entstand im Bereich des christlichen Friedhofes eine Benediktinerabtei. Der letzte Abt geriet in schlechtes Licht, weil er der Königin Marie Antoinette ein wertvolles Collier schenkte, das er nicht bezahlen konnte. Er kam vor Gericht und wurde freigesprochen Ludwig XVI ordnete aber als symbolische Strafe die Auflösung des Klosters an. Es wurde mehrere Male verkauft und zerfiel mehr und mehr bevor es nach und nach restauriert wurde.

Übrigens war es wieder sehr heiß geworden und der Himmel blau. Hatte es heute Morgen geregnet?

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