Weil es beim letzten Versuch ja nicht geklappt hatte, wir aber unbedingt diesen Ort sehen wollen, machen wir uns früh auf nach St. Guilhem le Désert im und am Hérault. Wir kommen gut durch Montpellier durch und fahren direkt nach St. Guilhem weiter, wir finden problemlos einen Parkplatz, so früh ist hier noch gar nichts los. Die Touristenströme kommen erst viel später...
Gegenüber dieser Ruine direkt neben dem Parkplatz befindet sich der übliche Spielplatz mit Picknickplatz. Wir frühstücken also erst mal in aller Ruhe und machen uns dann auf den Weg, den Ort zu erkunden.
Das Schloss des Riesen, oder das was davon noch übrig ist...
Die Legende sagt, dass hier ein Riese mit einer Elster wohnte, der die Menschen im Ort in Angst und Schrecken versetzte. Diese riefenGuilhem zu Hilfe, der wiederum verkleidete sich als Magd und stieg mit seinem legendären Schwert "La Joyeuse" zur Festung hinauf. Auf dem Weg dorthin wurde er, obwohl er verkleidet war, von der Elster erkannt, die sofort zu ihrem Herr flog und ihn warnte: "Riese, es ist nicht die Magd die dir Wasser bringt, es ist Guilhem, er kommt um dich zu töten." Der Riese aber war sich seiner Überlegenheit gewiss und öffnete ohne die Warnung zu beachten das Tor. Guilhem ging als Sieger eines erbitterten Zweikampfes hervor und stieß den Riesen über die Klippen ins Tal. Die Elster floh und versteckte sich, aber niemand weiß wo.
Nun konnten die Dorfbewohner in Frieden leben und während verschiedene Vogelarten das Tal bevölkern ist keine einzige Elster darunter...
Aber fangen wir doch mal beim Anfang an...
Es begann mit der Ankunft Wilhelms von Aquitanien im Tal Gellone im Jahre 804. Wilhelm (Guilhem) zeichnete sich ab 790 zur zahlreiche Eroberungsfeldzüge aus. Sie führten ihn bis nach Spanien und der Sieg über die Sarazener 801 in Barcelona machte ihn endgültig berühmt. Er beschloss die Waffen niederzulegen und unter der Führung des Hl. Benedikt von Aniane, Gründer des gleichnamigen Klosters und Reformator des Benediktinerordens, zog er sich nach Gellone zurück. Er gründete das Kloster St. Sauveur mit einem ersten volkstümlichen Kult: der Reliquienverehrung des Vraie Croix, ein Geschenk seines Cousins Karl dem Großen. Nach seinem Tod 812 wurde aus Wilhelm von Aquitanien in den Erzählungen aus dem Ritter und Eroberer erst ein Mönch dann ein, während des Mittelalters hoch verehrter Heiliger.
Im 10. Jahrhundert wurde das Dorf wurde das Kloster zu einer wichtigen Etappe auf dem Jakobsweg und im 12. Jahrhundert nahm das Dorf den Namen St. Guilhem le Désert an.
Da wir so früh sind, ist das Dorf auch noch recht verschlafen, nur langsam regen sich hier und da die Geschäftsleute. Schön zu sehen wie das Dorf erwacht...
Oh, ich bezweifle eigentlich, dass wir am Ende der Welt sind, aber gut...
Wir gehen immer weiter durch die schmalen Gassen
Es ist wirklich noch alles wie ausgestorben...
Aber überall begegnet uns diese Blume. "La Carabelle", ist eine Distelart die an verschiedenen Türen hängt. Das Barometer der Schäfer, sie warnt vor kommendem Regen indem sie sich schließt, sie wächst auf den Hochebenen und ist vom Aussterben bedroht. Sie steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Früher benutzte man sie auch zum Kardieren von Wolle und man aß ihr Herz wie bei Artischocken.
Nun uns scheint jedenfalls kein Regen bevorzustehen.
Keine Erwähnung St Guilhem le Déserts ohne dieses Bild...
Wir finden einen Brunnen.
Ist das nicht wunderschön? Jedenfalls zum Ansehen, wie es ist hier zu wohnen weiß ich natürlich nicht. Vielleicht macht es ja depressiv in diesen engen Gassen und in diesem Talkessel weit weg von jeglicher Zivilisation zu leben. Ich weiß nicht wo man hier den nächste Supermarkt findet... Im Sommer die Touristen, im Winter die Ruhe... ?
Das soll das schönste Haus im Ort sein, das Maison Lorimy
Hier sieht man das Maison Lorimy etwas besser. Es hat drei lombardische Bögen im Erdgeschoß und über eine Treppe gelangt man in das erste Stockwerk mit Doppelfenstern. Der gezahnte Fries ist mit dem identisch, der das Kopfende der Abtei scmückt.
Noch ein Brunnen
Und noch ein Brunnen
Hier scheiden sich wohl die Geister ob Trinkwasser oder nicht, oder es war ein Spaßvogel am Werk...
Auf alle Fälle ist er hübsch anzusehen.
Wir gehen weiter und finden - einen weiteren Brunnen.
Und eigentlich traue ich mich gar nicht es zu sagen... Noch einen...
Es fließt ruhig, ist aber nicht trinkbar.
Wir überqueren der kleinen Bach le Verdus
und der irgendwie unter dem Dorf her plätschert.
Auf der anderen Seite folgen wir diesem schmalen Weg Richtung Hérault.
Die ziemlich fensterlose ehemalige Kirche St. Laurent. Nun beherbergt sie die Polizei und einen Kulturbereich für Ausstellungen usw.
Und auch hier wieder - ein Brunnen.
Gegenüber und an der Durchfahrtsstraße gelegen ein Restaurant mit lauter Tellern an der Außenwand. Eine ungewöhnliche Deko finden wir.
Aber darunter befinden sich eine Reihe elsässer Teller, was wir wiederum sympathisch finden.
Der Blick auf die andere Straßenseite und die bereits angesprochene ehemalige Kirche St. Laurent und den absolut genial blauen Mistralhimmel oder genial mistralblauen Himmel...
Da wir nicht sofort wieder zurück zum Auto laufen wollen, das Dorf ist wirklich klein, gehen noch einmal ein Stückchen Richtung Bushaltestelle und Hérault.
Hier fließt der Verdus gleich in den Hérault.
Weiter hinunter kommt man allerdings nicht, es sei denn man will zu einem Kanuverleih. Wir gehen dann eben wieder nach oben zur Straße.
Links geht es zum Parkplatz und wenn der voll ist, wird die Straße gesperrt.
Das Rathaus sieht total niedlich aus, finde ich.
Wir nehmen eine andere Gasse für den Rückweg. Man kann es vielleicht nicht so gut erkennen, aber die Treppenstufen reichen nicht bis hinunter.
Alles sieht irgendwie verwildert aus, aber nicht verwahrlost, vielleicht macht das den Charme des Ortes aus...
Man kann es schlecht erkennen, aber dieses Fallrohr endet als Entenkopf...
Obwohl die Gassen wirklich eng und die Häuser wirklich alles zweistöckig sind, wachsen überall Bäume und Sträucher und wenn nicht dann stehen oder hängen Blumenkästen.
Ohhhh.... ein Laden für mich!!
Er hat noch geschlossen, aber liefert mir eine herrliche Idee für meine Santons (wenn ich denn mal dazu komme, sie umzusetzen).
Ja, ich weiß, hab ich auf dem Hinweg schon mal fotografiert... aber in die andere Richtung. :-)
Wir kommen wieder zu dem hübschen Place de la liberté , der jetzt schon deutlich belebter ist als vorhin.
Ich mache einen Abstecher in die Kirche und finde einen hübschen, verwilderten Klostergarten.
Da es gärtnerisch nicht viel zu bestaunen gibt, muss man die Architektur und die Baukunst bestaunen. ;-)
Die verblasste Wandmalerei war sicherlich mal ein kunstvolles Gemälde...
Wieder auf der Straße gehen wir noch ein Stückchen weiter den Berg hinauf wo wir bisher noch nicht waren.
Wir kommen an einer Bäckerei vorbei und bekommen Hunger. Wir kaufen uns Sandwich und Fougasse und machen auf einer Bank im Schatten eine kleine Pause.
So gestärkt gehen wir dann weiter hinauf zum Schloss des Riesen, oder zumindest in die Richtung, denn sehr nah erscheint es uns nicht. Wir beschließen nur bis zur ersten Ruine zu gehen.
Eine Tür nach nirgendwo...
Wir halten uns nicht lange auf und gehen dann wieder hinunter.
Von der anderen Seite wirkt die Tür viel größer und intakter...
Und das Tal wirkt kleiner.
Wir sehen tatsächlich oft Frauen, die mit Stöckelschuhen oder Flipflops versuchen solche Wege zu begehen, dabei ist es schon mit flachen Sandalen nicht einfach...
Nochmal zurück geschaut und dann auf zum Auto um an den Hérault zum Baden zu fahren.
Wir fahren zunächst zum Pont du diable wo sich die Schranke aber nicht öffnet, dann überlegen wir dort hin zu fahren, wo wir beim letzen Mal schon waren. Auf dem Parkplatz ist es aber alles andere als angenehm, ein paar junge Leute mit Kampfhunden und lauter Musik haben sich dort niedergelassen, wir suchen uns lieber einen anderen Ort. Auf der anderen Seite ist ein bewachter Badestrand. Und ich weiß nicht, welcher Teufel uns im Nacken sitzt, aber wir müssen dafür über die kleine Brücke an der letztens der Reisebuch scheiterte. Auf der anderen Seite findet sich kein Parkplatz also müssen wir wieder zurück.
Es ist wirklich sehr, sehr eng und wir halten die Luft an bis wir auf der anderen Seite sind, es darf uns niemand entgegenkommen, denn zurück setzen wäre eine Katastrophe.
Die Brücke ist in der Mitte etwas höher so dass man am Anfang noch nicht mal sieht, ob von der anderen Seite jemand kommt. Heute verstehe ich gar nicht, warum ich nicht ausgestiegen bin um mich auf die andere Seite zu stellen um zu gucken ob jemand kommt um ihn aufzuhalten...
Wir fahren nun zum Pont du diable und finden auch einen Parkplatz und einen Liegeplatz am Strand. Es ist herrlich in dieser Umgebung, allerdings ist auch viel los. Wir beobachten sogar Leute die von der Brücke springen, obwohl es verboten ist. Die Rettungsschwimmer (oder wer auch immer) rufen die Polizei.
Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg, der Hérault liegt nun mal nicht um die Ecke, aber wir beschließen im nächsten Jahr wieder zu kommen...